Laurens Hammond - Dr. Christian Pinter - Klang

Klangbeispiele
Dr Christian Pinter
zum Thema Astronomie
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Laurens Hammond
Laurens Hammond interessierte sich für Albert Einsteins Relativitätstheorie. Der erfindungsreiche US-Amerikaner entwickelte einen Synchronmotor, der seine Uhren antreiben sollte. Die Laufgeschwindigkeit eines solchen Motors ist nicht von der Netzspannung, sondern von der Netzfrequenz abhängig. Er läuft also völlig gleichförmig, solange die Netzfrequenz konstant bleibt. Durchaus möglich, dass Sie in den Siebzigerjahren eine elektrische Uhr oder Radiowecker mit Klappzahlen und Netzstecker besaßen: Dieses Gerät wurde sehr wahrscheinlich von einem solchen Motor angetrieben.

Solche Motoren setzte man später auch zur Nachführung von Teleskopen ein. Man braucht diese, um die Erdrotation (360 Grad in 23 Stunden 56 Minuten und 4 Sekunden) auszugleichen. So mancher Amateurastronom ärgerte sich allerdings, weil die aus den USA gelieferten Motore auf die dortige Netzfrequenz von 60 Hz abgestimmt waren - und nicht auf die europäischen 50 Hz. Außerdem waren kleine Korrekturen nur händisch möglich.
Um den Lauf des Motors selbst zu verändern, musste man die Frequenz des Wechselstroms mit einem Frequenzwandler korrigieren - also den Wechselstrom in Gleichstrom und diesen Gleichstrom dann wiederum in einen Wechselstrom mit steuerbarer Frequenz verwandeln. Ich erinnere mich dunkel an einen einschlägigen Selbstbau.

Foto links:
Die Totale Mondfinsternis 1986. Die mehrere Sekunden lange Belichtung entstand an einem Meade 2080. Dessen Synchronmotor wurde von einer Autobatterie und einem Eigenbau-Frequenzwandler betrieben.
Laurens suchte weitere Anwendungen für seinen Synchronmotor. Er ersann ein Musikinstrument, das nie gestimmt werden musste. Seine Hammond-Orgel setzte auf eine elektromechanische Klangerzeugung. Gut 90 Zahnräder rotierten beständig vor Tonabnehmern, wie man sie auch in E-Gitarren findet.

Damit produzierte er sinusähnliche Wechselspannungen für die Tasten zweier Manuale sowie deren ganzzahlige Obertöne. Diese klangbestimmenden Obertöne konnten mit charakteristischen Zugriegeln beigemischt werden.
1935 stellte Laurens die erste Hammond-Orgel, das "Model A" vor. Die Hammond-Orgel spielte speziell in den 50er bis 70er Jahren im Jazz, Blues und in der Rockmusik eine wichtige Rolle. Das verdankt sie auch dem Leslie-Kabinett, das ihren Klang sehr belebte. Sie ist geradezu legendär geworden, speziell das Modell Hammond B-3.

So legendär, dass manche Laien später alles, was eine Klaviatur und einen Netzstecker besaß, einfach "Hammond-Orgel" nannten. Und das bis ins 21. Jahrhundert hinein. Dabei wurde die wirkliche Hammond-Orgel ab 1973 nicht mehr produziert. Das schwere, teure Instrument wurde durch die einfacher zu produzierenden vollelektronischen Orgeln abgelöst.
Heute stellt die Firma Hammond-Suzuki sehr ähnlich gestaltete Orgeln her: Sie imitieren den typischen Hammond-Klang allerdings auf digitalem Weg.

Derartige Klone werden "clonewheel organs" genannt, in Anspielung auf die Tonräder (tonewheels) der originalen Hammond-Orgeln. Clonewheel-Orgeln gibt es als eigenständige Geräte, als Orgel-Expander mit Zugriegeln und als Software-Emulationen (wie im Foto links zu sehen).
Auch manche Arranger-Keyboards versuchen, den typischen Hammond-Sound zu imitieren. Links sehen sie die virtuellen Zugriegel am Display eines Yamaha SX-700 Keybords.
Wer die Titelmelodie der sieben Folgen von "Raumpatroillie - Raumschiff Orion" im Kopf hat: Die treibende Musik stammt ebenfalls von einer - damals freilich noch echten - Hammond-Orgel.

Im sehenswerten Klagenfurter Eboardmuseum sind zahlreiche originale Tonradorgeln versammelt, darunter das Erstmodell "A" und die legendäre B-3.
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